V.l.n.r.: Mario Moersch – Kommandant Nippeser Bürgerwehr , Max Rudloff – Kommunikationschef Nippeser Bürgerwehr, Michael Gerhold – Präsident Nippeser Bürgerwehr, Frank Holzke – stellvertretender Regionalleiter des VDS Köln, Heinz-Günther Hunold – Präsident Kölsche Funke rut-wieß, Daniela Reisner – Schatzmeisterin des VDS Köln und Ralph Aurand – Regionalleiter des VDS Köln
-nj/hmj- Passend zum 175. Geburtstag von Heinrich Welsch (* 29. Mai 1848; † 7. Juni 1935), konnte die Regionalgruppe Köln des VDS (Verband Deutsche Sprache e.V.), nach dreijähriger Corona-Pause wieder den „Lehrer-Welsch-Sachpreis“ verleihen.
Heinrich Welsch wurde im Revolutionsjahr 1848 als erster Sohn katholischer Bauern in Arzdorf (Ortsteil der Gemeinde Wachtberg) geboren. Aus der dortigen Volksschule wechselte er mit 13 Jahren zur von katholischen Geistlichen geleiteten Rektoratsschule im nahegelegenen Meckenheim und bereitete sich dort auf den Besuch der Vorbereitungsschule (Präparandenanstalt) der Christlichen Schulbrüder am Rhein in Koblenz vor, die er mit 15 Jahren besuchte. Von dort wechselte er 1865 mit 17 Jahren in das Lehrerseminar der Schulbrüder. Sein Lehrerexamen legte er nach drei Jahren beim Königlich Preußischen Lehrerseminar in Brühl ab.
Erste wichtige pädagogische Erfahrungen machte Heinrich Welsch in Koblenz als Leiter eines Pensionats der Schulbrüder für verwaiste Jungen. Kurz vor seinem 25. Geburtstag trat er eine Stelle als Hauslehrer bei den Kindern des Reichsfreiherrn Leopold von Fürstenberg auf Schloß Körtlingshausen im Sauerland an.
Danach bewarb sich Heinrich Welsch für den preußischen Schuldienst. Am 1. September 1877 trat er eine Stelle in Worringen an, um kurz danach für drei Jahre nach Sülz zu wechseln. Schließlich fand er 1881 seine Lebensaufgabe in der sich rasch entwickelnden rechtsrheinischen Industriestadt Kalk. Dort lernte er die Schattenseiten der industriellen Revolution kennen: Armut, fehlende Bildung, ungesunde Lebensverhältnisse et cetera.
Im linksrheinischen Köln war bereits 1886 eine erste Schule für „geistig nicht normal entwickelte Kinder“ errichtet worden. Heinrich Welsch gründete 1905 die erste Hilfsschule im Industrie- und Arbeiterviertel des damals gerade eingemeindeten rechtsrheinischen Kalk, für die er bereits 1909 einen Antrag auf Erweiterung stellte. Heinrich Welsch leitete die in der Hollweghstraße gelegene Schule als Rektor und kümmerte sich um seine Schüler und deren soziale Lage, zum Beispiel auch um unverheiratete junge Mütter, die er nicht wegen ihres „Fehltritts“ verstoßen wissen wollte, sondern zurück zu ihren Familien brachte.
Aufgrund seines großen sozialen Engagements für Kinder mit fehlender Bildung, sowie für geistig nicht normal entwickelte Kinder, komponierten die Straßensängergruppe „Drei Laachduve“ (Text Wilhelm Herkenrath, Musik Hermann Kläser) im Jahre 1938 das Karnevalslied über Lehrer Welsch und der Steinahl Schull in d´r Kayjass Nummer Null. Das Lied „En d´r Kayjass Nummer Null“ versetze ihn dabei an den Griechemarkt, wo es zwischen 1891 und 1939 tatsächlich eine Sonderschule gab, die sich an der Straßenecke Kaygasse 1/Großer Griechenmarkt 87 befand. „En d´r Kayjass Nummer Null“ wurde auch nach dem zweiten Weltkrieg immer wieder gesungen und ist auch bis in die Gegenwart eines der bekanntesten Kölner Karnevalsschlager.
Doch zurück zur Preisverleihung des „Lehrer-Welsch-Sachpreises“. Seit 2004 verleiht die Regionalgruppe Köln des VDS diese Auszeichnung, welche an verdiente Persönlichkeiten, Vereine und Institutionen geht, die sich Verdienste in der die Hochsprache, der kölnischen Mundart und zudem soziales Engagement (zum Beispiel Brauchtum) erworben haben.
Hierzu begrüßte Regionalleiter Ralph Aurand, neben der KG Nippeser Bürgerwehr 1903 e.V. als Preisträger 2023 und deren Laudator Heinz-Günther Hunold (Präsident und Kommandant der Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e.V.), auch zahlreiche Kölner und Kölnerinnen, sowie eine Vielzahl von „Appelsinefunke“, wie die Nippeser Bürgerwehr aufgrund ihrer markanten orangefarbenen Uniform im Kölschen Fastelovend auch bezeichnet wird. Die weitere Moderation der Matinee in der Aula des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums an der Severinstraße übernahm hiernach Frank Holzke, der stellvertretender Regionalleiter des VDS Köln ist, und, mit den Musikfreunden Nippes die ersten Künstler anmoderiert.
Nach einigen typisch kölschen Märschen und Karnevalsliedern der Nippeser Musikfreunde, gehörte Ralf Knoblich als „Dä Knubbelisch“ auf das Podium, der in urigem Kölsch mit Zoten und Witzen die Überleitung zur Laudatio fand.
In der hierauf folgenden Laudatio unterstrich Heinz-Günther Hunold herzlich launig lustige, ernste und wichtige Geschehnisse aus der Geschichte und dem Vereinsleben der KKG Nippeser Bürgerwehr, die als erste Karnevalsgesellschafts Kölns, Deutschlands, Europas und der Welt diese besondere Auszeichnung erhält. Dass die „Appelsinefunke“, den Lehrer-Welsch-Preis absolut erhalten haben, sei absolut verdient, da die Nippeser Karnevalisten ganzjährig als 1903 gegründete Kölner Karnevalsgesellschaft das Brauchtum und die Kölsche Sproch hochhalten. „So startet die Nippeser Bürgerwehr beispielsweise seit 1960 an Wieverfastelovend auf dem Wilhelmplatz den Straßenkarneval in seinem Veedel, wofür sich für diese 63 Jahre die kölsche Gesellschaft vor der orange-weißen Gesellschaf verneigt“, so Heinz-Günther Hunold.
Alsdann bat Ralph Aurand nach Heinz-Günther Hunolds Laudatio den Präsidenten der Nippeser Bürgerwehr Michael Gerhold aufs Podium der Aula, der sodann die Urkunde zusammen mit der „Lehrer-Welch-Plakette“ von Frank Holzke überreicht bekam. In seinen Worten das Dankes betonte Michael Gerhold, daß er wie sein Corps besonders stolz darauf ist, als erste Karnevalsgesellschaft überhaupt mit dieser Verleihung gewürdigt zu werden. Grußworte und Gratulationen hierzu folgten via Videoeinspieler. So gratulierte nach dem Vorsitzenden des VDS Bundesverbandes Prof. Dr. Walter Krämer, auch „Colör“, die ihre Glückwünsche als Kölns älteste Mädchenband musikalisch intonierten.
Anschließend lud Ralph Aurand alle anwesenden Gäste und Freunde zu Kölsch und einem Kölschen Büfett ein, bei dem es ausreichend Gesprächsstoff über die Veranstaltung gab, wie auch dem Preissieger 2023 persönlich zu gratulieren.
Träger des „Lehrer-Welsch-Sprachpreises“ des Verein Deutsche Sprache e.V. – Region 50-51 (Köln)
Jahr | Preisträger | Begründung der Jury | Laudatoren |
2004 | Alexander Frhr. Von Chiari | Änderung des Karnevalsmottos („Kids“ raus – „Pänz“ rein) | Dr. Heribert Hilgers |
2005 | Andreas Henseler | „Odysseum Köln” anstatt „Cologne Science Center“ | Reinold Louis |
2006 | Die „Wise Guys“ | für ihr umsichtig – selbstironisches Lied „Denglisch“ | Dr. Josef Muhr |
2007 | Peter Herbolzheimer (BuJazzO) | warb im In- und Ausland für unsere Sprache | Prof. Dr. Franz Müller-Heuser – Ehrenmitglied im VDS |
2008 | Ludwig Sebus | Kölner Liedautor und Sänger für beides: Kölsch und Hochdeutsch | Willibert Pauels – Ehrenmitglied im VDS |
2009 | WDR „Die Sendung mit der Maus“ | immer in einer für alle verständlichen Sprache | Wolfgang Oeslner |
2010 | „HÖHNER“ | bundesweiter Erfolg für Kölsch und Hochdeutsch – VIVA COLONIA | Prof. Dr. Jürgen Bennack |
2011 | „Heimatverein Alt-Köln“ Verein zur Pflege kölnischer Geschichte, Sprache und Eigenart, gegründet 1902 | Zahlreiche Bildungsveranstaltungen und vieles mehr | Kölner OB Fritz Schramma |
2012 | „center.tv“ – „Ihr Heimatfernsehen“ | für die hiesige Sprache und Kultur | Pfarrer Prof. Gerhard Herkenrath |
2013 | Wolfgang Bosbach | der beliebte Politiker fordert: „Deutsch ins Grundgesetz“ | Reinold Louis |
2014 | „Akademie för uns kölsche Sproch“ | der Name besagt eigentlich schon alles | Wicky Junggeburth |
2015 | Wilma Overbeck – Schulchor „Wilmas Pänz“ | Kölsche Musicals und vieles mehr | Marga von Westphalen-Granitzka |
2016 | Freunde und Förderer des kölnischen Brauchtums | der Name besagt es schon: Ausstellungen, Publikationen, Schull- un Veedelszöch, Kölner Schulsitzung und vieles mehr | Dr. Michael Euler-Schmidt |
2017 | Prof. Dr. Gerhard Uhlenbruck | zahlreiche literarische Veröffentlichungen, darunter viele geistreiche Aphorismen-Bände | Prof. Dr. Gynter Mödder |
2018 | Wicky Junggeburth | bekannter und überall gern gesehener Sänger und Liedautor. Experte im Fernsehen zum Kölner Karneval. Setzt auf die leise Sprache mit Betonung auf das gesprochene Wort | Christoph Kuckelkorn |
2019 | Festkomitee des Kölner Karnevals von 1823 e.V. | für das ausgezeichnete Motto
„Uns Sproch es Heimat“ – Ein Klasse Wahlspruch |
Wolfgang Bosbach |
2020 | keine Verleihung aufgrund Corona-Pandemie | ||
2021 | keine Verleihung aufgrund Corona-Pandemie | ||
2022 | keine Verleihung aufgrund Corona-Pandemie | ||
2023 | Kölner Karnevalsgesellschaft Nippeser Bürgerwehr 1903 e.V. | ganzjähriges Engagement in der Brauchtumspflege des Kölner Karnevals und das Hochhalten der heimatlichen Mundart | Heinz-Günther Hunold |
Quelle (Text): © 2023 Hans-Georg „Schosch“ und Niklas Jäckel/typischkölsch.de und (Auszüge) https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Welsch_(P%C3%A4dagoge)
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